Gespräche, sofern man sie so bezeichnen kann, mit dem Mensapersonal, das kaum Englisch spricht, sind da schon lustiger. Die Wasserkanne wurde aufgefällt und dabei wurde ich gefagt, wie viele Häuser ich in Deutschland hätte. Ich sagte, ich besässe keines. Er schien es erst kaum glauben zu können und fragte nochmals, schien danach irgendwie enttäuscht zu sein und ging betrübt zurück an seine Arbeit
Eine andere interessante Frage war, wir wühlten gerade beide mit unseren Fingern im Reis um das Sambal, also die Sosse, unterzurühren, wie denn der Reis in Deutschland sei. Dass wir dort kaum Reis essen verwunderte ihn. Ich erklärte ihm auch, dass es in Deutschland sehr viele Brotsorten gäbe. So wie Frankreich bekannt für seine vielen Käsesorten ist, so könnte man sagen, dass Deutschland für seine vielen Brotsorten bekannt ist. Das mit dem Käse war ihm neu. Gut, komisch für uns das nicht zu wissen, aber für welche Nahrungsmittel ist denn Pakistan bekannt? Oder Myanmar?
Nicht alle Gespräche sind so, oft unterhält man sich sehr gut beim Essen. Mit Indern fällt es mir viel leichter ins Gespräch zu kommen als mit Koreanern.
Der Monsun hat erst vor wenigen Tagen begonnen, die Strasse zum IIT ist schon sehr aufgeweicht und schlammig, man weicht den Fahrzeugen und besonders dem Spritzwasser aus stinkenden Pfützen aus. Streunende Hunde, Ziegen wühlen am Strassenrand im Müll, Frösche quarken dreisilbig wie Ziegen, eine mit Mangoblättern dekorierte Tempelanlage liegt im Finsteren, zwischen eher normalen Häusern Hütten, die aus Schilf geflochten zu sein scheinen, Menschen schlafen am Boden einer Bushaltestelle, ein Rind hat sich am Strassenrand niedergelassen und dann ...
... aus dem Schlamm hebt sich sauber abgegrenzt ein Grundstück ab, sorgfältig bepflanzt, grüne Wiesenstücke, gesetzte Palmen, gepflasterte Wege: der Technology Park, ein modernes Gebäude, Sitz mehrer Softwarefirmen, daneben eine grosse Baustelle, ein ähnliches Gebäude wird gebaut. Vom Inneren konnten wir nicht viel sehen, nur ein Teil des Erdgeschosses ist öffentlich zugänglich. Der Anteil der dort arbeitenden Frauen scheint hoch zu sein, nicht alle sind traditionell gekleidet. Es gibt mehrere amerikanische Läden wie zum Beispiel KFC. Dass man sich in Indien befindet ist nur an den Leuten zu erahnen. Ausser uns beiden waren, soweit ich mich erinnere, keine weiteren eindeutig als Ausländer Identifizierbare zu sehen. Ich tank einen Tee, das sollte mein Verhängnis sein, zumindest für die Hälfte des Folgetages. Angeblich, so erfuhr ich am nächsten Tag, sollte Kaffee sicherer sein als Tee, was jedenfalls für ausserhalb des Campus gilt, innerhalb gibt es Kontrollen.