Wir haben uns lange gut unterhalten, worüber, das will ich hier nicht alles aufzählen. Sehr interessant sind jedenfalls Kolams, bzw. Rangolis (hier eine mathematische Betrachtung), teilweise sehr komplexe Muster, die in Südindien von Frauen mit Reismehl auf den Boden aufgetragen werden. Neben ihrer symbolischen Bedeutung, dekorativen Wirkung und Konzentrationsübung, dienen sie Ameisen und anderen Insekten als Nahrung. Sie werden auch in den Häusern gemalt. Mein Einwand, dass dadurch Ameisen angelockt werden, stösst auf Gleichgültigkeit, Ameisen seien sowieso im Haus.
Ab dem achten Lebensjahr oder der achten Klasse, der Punkt ist mir nicht ganz klar, bereiten sich Kinder auf die Aufnahmeprüfung an den IITs vor. 30 Lakhs, also 30*100000, also drei Millionen, nehmen an den Prüfungen teil, 7000 werden eingeladen zur weiteren Auswahl und 3500 werden in Gruppen à 500 auf die sieben IITs des Landes verteilt. Entsprechend gut sind Jobaussichten weltweit und zu erwartender Lohn.
An diesem Tag wurde das Wohnheim geschmückt, anlässlich der 10 Tage dauernden Festtage. Im Eingang wurden mehrere Rangolis gemalt, wie zufällig verunglückt findet man zerplatze Kürbisse mit wassermelonenrotem Fleisch auf dem Campus, Schreine sind aufgebaut und Schaukästen und Fensterscheiben braun besprenkelt mit einem roten Punkt in der Mitte.
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Draussen zog ich meine Schuhe, die ich zusammen mit etwas Geld bei einer Bettlerin abgegeben hatte, wieder an und entfernte den pulverigen Punkt unauffällig. Als dieser Kultur fremder Ausländer solche Symbole zu tragen erschien mir unpassend und respektlos und war mir unangenehm.
Vor dem Eingang zum Schlangenpark, an dem man Kokosnüsse essen oder auch nur deren Saft trinken konnte, gab es Rehe, die wie wilde Hunde in den Abfällen wühlten.
Amüsant ist die anscheinend verbreitete Vorstellung, dass eine common bronzeback tree snake, nach dem sie einen Mann gebissen und getötet hat, auf eine Baum klettert um sie die Feuerbestattung des Opfers anzusehen.
Ausser Schlangen gibt es viele Arten von Krokodilen, Busladungen von Kindern und Inder, die sich unbedingt photographieren lassen wollten.
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Den halben Tag habe ich mit lesen und Probieren von Süssigkeiten verbracht. Später am Tag, als es etwas kühler war, lieh ich mir den Assistenten des Professors, Herrn Suthakar, aus, um ein wenig von der Stadt zu sehen. Marina Beach war unser Ziel, welches ich ohne ihn auf gleiche Weise nie erreicht hätte. Alleine die Überquerung der Strasse vor dem Eingangstor des IIT war schon eine Herausforderung, aber Herr S. nahm mich an die Hand und wir rannten im richtigen Moment durch das Gewühl aus Lastwagen, Motorrädern, Rikschas, Bussen und sonstigen Fahrzeugen. Im Bus ritzte ich mir natürlich an einem abgesägten Halterohr schon beim Hinsetzen einen Finger auf, weshalb ich nach dem Aussteigen ein Erdbeermilchshake mit Erdbeereis getrunken habe, schliesslich bekämpft man Bakterien am Besten mit Bakterien und, um sicher zu gehen, habe ich später an einer Saftecke eine Fruchtsaft aus verschiedenen Früchten getrunken, den Herr S. ausgegeben hatte.
Bemerkenswert ist die Fähigkeit des Busfahres, in diesem Verkehr ein Handy benutzen zu können. Eine Motorradrikscha, die Strassen sind voll davon.
Hier beginnt der Strand, sicher mehr als hundert Meter sind es bis zum Wasser, der Strand erstreckt sich in dieser Form über sechs Kilometer, eine Promenade im Stil sizilianischer Vorbilder. Kleine Buden mit Wurfbuden, Obst, Süssigkeiten, Schmuck und sonstigem Kleinkram, bilden ein System mehrreihiger Wege.
Man kann sich mit berühmten Filmschauspielern zusammen photographieren lassen. Sehr bedeutend ist MGR (Marudur Gopalamenon Ramachandran), der mit Sonnenbrille und Mütze. Er wurde als Filmschauspieler sehr berühmt und ging dann in die Politik. Mein Reiseführer (Indien Der Süden, Travel Handbücher) bietet eine krasse Anekdote: "Als er im Oktober 1984 einen Schlaganfall erlitt, schnitten sich 22 Menschen zum Opfer Gliedmaßen, Zehen oder Finger, ab, um für seine Genesung zu beten, während über hundert versuchten, sich selbst zu verbrennen.". Auf dem zweiten Bild seine Gedenkstätte.
Hier wird in Tonkrügen kühlendes Wasser verkauft, aus Sand ist eine Bar gebaut.
Es sieht aus wie Bambus, ist aber wohl Zuckerrohr, der zur Saftgewinnung hier mehrfach von einer Maschine bearbeitet wird.
In einem Tempel finden zurzeit Veranstaltungen im Zusammenhang mit den Festtagen statt, die, wie schon erwähnt, Samstag enden. Viele betende Menschen, es gibt Musik, reiche Dekoration und Obst als Opfergaben.
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Im Innenhof des Departments steht ein weiterer grosser Banyan-Baum. Innenräume habe ich, abgesehen von seinem Büro, leider noch nicht sehen können.
Mein Wohnheim ist etwas kompliziert aufgebaut, ich denke es gibt drei solcher Lichthöfe. Da sich die Strukturen wiederholen, finde ich selten auf Anhieb in den vielen Treppen die einzige offene Tür aufs Dach.
Hier mein Mittagessen in der Mensa, ein riesiger Berg Reis - da man sich hier vegetarisch ernährt scheinen die Inder und ich hier riesige Mengen zu essen. Drei Sossen gibt es zum Reis, auf dem ein papierdünnes Brot liegt, und eine Schale mit Yoghurt gegen die Schärfe oder auch als Sosse zum Rest. Oben rechts im Reis ist etwas, das ich noch nicht identifizieren kann. Es schmeckt gleichzeitig scharf, sauer und bitter und zwar in einer Intensität die ich jedesmal kaum fassen oder ertragen kann - ob ich es nun mag oder nicht habe ich noch nicht entschieden. Es könnte eine eingelegte Zitrusfrucht sein.
Affen gab es auch wieder genug, so vor der Kantine, in der ich für umgerechnet 17 Cent einen Kaffee getrunken und ein scharfes Gebäck gegessen habe und auf dem Dach des Hostels beim Essen eines reiferen Sugar-Apples, diesmal, da reifer, überzeugender im Geschmack.
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Ich nutze also den Tag, um mir Campus (zumindest teilweise), Vegetation und die Tiere anzusehen. Hier das Hauptmensagebäude. Es enthält mehrere Mensen, ich habe eine Karte für die Südindische, ausserdem gibt es auch nordindische und mindestens zwei andere Mensen, also alleine in diesem Gebäude. Frauen haben wohl eine eigene Mensa.
Mein Frühstück bestand aus mit Gemüse gekochtem Reis unter, hmm, es enthielt schwarze Pfefferkörner, Kafirlimettenblätter und war sehr aromatisch. Dazu brotige Kringel die man in die nussige helle Sosse tunken konnte. Wasserkannen (kein Leitungswasser) und Becher stehen an jedem Tisch, die Kannen werden ständig nachgefüllt, Personal gibt es genug in der Mensa. Mit den Fingern zu essen geht, es ist gar nicht so komisch wie ich es mir vorgestellt hatte, es wirkt sehr natürlich, wenn es auch nicht immer einfach ist.
Der Assistent lud mich zu einem Kaffee ein, man erhält einen Becher und eine Schaale und füllt ihn solange um, bis er eine trinkbare Temperatur erreicht hat. Er war so süss wie der koreanische Automatenkaffee, den ich schon vermisst hatte.
Affen gibt es viele, man muss sie nur manchmal suchen oder einfach nur die Augen aufhalten. Hier toben sie durch die Bäume oder lausen sich auf den Fensteröffnungen eines anderen Hostels.
Rehe haben neben einem Restaurant irgendetwas gefunden, sie ernähren sich anscheinend von den Abfällen.
Es gibt riesige schönen Bäumearten und keinen davon kannte ich bisher.
Häufig auch der Banyan-Baum, ein Parasit der von den Ästen aus mit seinen Luftwurzeln nach unten wächst und irgendwann den Wirt erdrückt oder verschlingt.
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