Irene sollte mal den Markt in Pohang sehen, schliesslich hatte ich dort jedes mal Neues entdeckt und er unterscheidet sich doch schon sehr stark von den europaeischen Maerkten soweit ich sie kenne.
Diesmal gab es in einer Strasse an mehreren Staenden riesige lebende oder frisch gekochte Kraken. Die Lebenden lagen auf einer Plastikfolie und ringelten und zogen sich in Richtung der Passanten, man musste darauf achten wohin man tritt. Sie saugen sich am Boden fest und werden von den Verkauferinnen mit einem schmatzenden Gerausch vom Asphalt getrennt bis die Krake wohl irgendwann zu muede ist oder verkauft wird.
Auf dem Markt draengelten sich Menschen wie nie. Neujahr wird hier auch gefeiert, obwohl das chinesische Neujahrsfest, dieses Jahr irgendwann im Februar, auch eine Bedeutung hat.
Zusammen mit Thilo fuhren wir nach Busan um Jeremy, einen meiner koreanischen Freunde, zu treffen. Er hatte uns eingeladen mit ihm den Abend zu verbringen, Busan ist seine Heimatstadt.
Durch ein Missverstaendnis wartete der Arme etwa drei Stunden auf uns am Busbahnhof in Busan, er hatte uns gesagt wir sollen ihn anrufen wenn wir in Busan sind. Also haben wir uns erstmal ein Hotel gesucht um unser Gepaeck, Irene und ich wollten von Busan aus weiterreisen, loszuwerden und riefen dann, erst nachdem wir dies erledigt hatten, an. Er hatte also drei Stunden auf uns gewartet, zu dem Zeitpunkt als ich ihn angerufen hatte war er kurz davor alleine nach Hause zu fahren.
Am Telefon gab es ein weiteres, wenn auch konsequenzenloses Missverstandnis in folgendem Dialog (frei uebersetzt):
Er: Ich habe drei Stunden am Bahnhof gewartet.
Ich: Du hast drei Stunden am Bahnhof gewartet??
Er: Ihr habt drei Stunden am Bahnhof gewartet?? Oh, das wusste ich nicht, tut mir leid!
Zum Abendessen gingen wir auf den Fischmarkt, den Thilo, Chris und ich schonmal besucht hatten. An einem Stand, an dem wir zwei Sekunden zu lange standen, sammelte die Verkaeuferin einige Tiere in einen Korb, ein Fisch der wie eine Dorade (nur mit hoehrere Stirn und leicht rosa gefaerbt, ohne schwarzen Fleck) aussah, Austern, gruene Seegurken, diese Wuermer die ihrer Form entsprechend Hundepenisse genannt werden, eine Krake, rotes Seegetier das ich bisher faelschlicherweise fuer eine Seeschnecke gehalten hatte und ein Plattfisch, den wir wieder herausnehmen liessen, schliesslich war die Menge schon gross genug fuer uns. Nach dieser Wahl wurden wir in das Stockwerk darueber gefuehrt in dem sich die Kuechen und Restaurants der Staende in der darunterliegenden Halle befinden.
Irene ging es immer noch nicht so gut, deshalb fragten wir unseren koreanischen Freund ob der Fisch nun zubereitet oder roh gegessen wird, ersteres solle der Fall sein, stellte sich aber als ein weiteres Missverstaendnis heraus.
Die ist ein Teil unseres Abendessen. Die Arme der Krake links auf dem Teller ringelten und saugten sich am Teller oder auch gerne an Zaehnen fest, wenn man ihnen die Zeit liess. Sie war kurz vorher lebendig zerschitten worden. Die rohen Austern sind klar zu erkennen, undefinierbarer hingegen ist das Rote, Gruene und Orangene. Das Gruene ist Seegurke, glibberige Knorpel von variierender Konsistenz. Die laenglich roetlichen Streifen sind die aufgeschittenen ausgenommenen Wuermer die enttaeuschend lederig schmeckten. Ich hatte sie schon laenger probieren wollen da sie mir als sehr lecker beschrieben wurden, obwohl ihr Name meinem Genussempfinden nicht gerade entgegen kommt.
Bei den orangenen Stuecken hanndelt es sich um das Innere von einer Sorte von Manteltieren, eine Gruppe von Lebewesen die schwer in mein Verstaendnis der Meereslebewesen einzuordnen waren. Die Art heisst Halocynthia roretzi (Bilder), engl. sea squirt, und wird auch gezuechtet. Laut dem Professor ist dieses Tier sehr empfindlich was Umweltverschmutzung angeht, weshalb sie nur in sehr sauberem Wasser gedeiht und sehr gesund ist. Gut, zumindest enthaelt sie also keine Umweltgifte, aber ob sie dadurch gesund oder besonders schmackhaft ist bezweifele ich.
Ihr Mantel ist auf dem Teller sehr dekorativ (Thilo haelt auf dem Photo ein Stueck in die Luft), ist aber so hart, dass man sich die Zaehne ausbeissen koennte; das Innere ist eine orangefarbene Kugel durchgehend weicher Konsistenz die, wie Thilo bemerkte, leicht limonig schmeckt.
Danach gab es diesen doradenartigen Fisch, ebenfalls roh, zu Irenes Unglueck, sie musste hungern und auf spaeter hoffen.
Kurz vor zwoelf Uhr Mitternacht begaben wir uns auf einen Huegel auf dem traditionell eine riesige Glocke geschlagen werden sollte. Etwa ab dem ersten Glockenschlag regnete es Papierstreifen, man sollte sich etwas, was man keinem verraten darf weil es ansonsten, wie ueblich, nicht in Erfuellung geht wuenschen.
Damit war der Tag noch nicht zu Ende, eigentlich auf der Suche nach diesem in Milch schwimmenden Obst das wir in Seoul kennengelernt hatten, wir hier aber keinen Platz in einem Lokal finden konnten die dies anboten, blieben wir in einer koreanischen Kneipe um Dongdongju zu trinken und um wieder zu essen, diesmal angenehmer fuer Irenes strapazierten Magen.
Jeremy erzaehlte uns dabei von merkwuerdigen koreanischen Sitten:
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