Das neue Zimmer ist hell und freundlich, teilweise in einem Blauton gestrichen, der mich an Griechenland erinnert.
In der Stadt spricht mich ein vielleicht zwölfjähriger Junge an, erzählt mir vom Amsterdam Coffe Shop, smoking marihuana, you know? Ich lache und winke ab, er fängt an aufzuzählen LSD, Cannabis, Ganja, Kokain, White Lines, XTC, Speed..., eine ewige Reihe an Rauschmitteln, und ist kaum zu stoppen. Er wolle mir nur helfen, es sei gut für sein Karma. Vor dem Hotel werde ich von einem Jungen angesprochen woher ich komme. Deutschland? Nina Hagen hätte hier in dieser Stadt Cannabis geraucht. Es war nicht der einzige Junge, andere wichen mir nicht von den Fersen, ich solle mir den Laden ihres Onkels ansehen, Jasminöl gäbe es, heute und nur heute wäre ein besonderer Tag, was wolle ich in dieser Strasse, hier gäbe es nichts zu sehen, Sandelholz solle ich kaufen, mir ansehen wie Bidis, also indische, aus Blättern gedrehte Zigaretten, in Handarbeit hergestellt werden, woher ich käme, Slovenien, ahja, er hätte einen Freund aus Slovienien, das war klar. Diese Kinder waren sehr anstrengend, jede Antwort verstrickt einen nur weiter. Dem letzten solchen Jungen, den ich nicht ignoriert habe, habe ich erklärt das mir diese Art ziemlich auf die Nerven geht. Er schaut mich verständnisvoll an und hört geduldig zu, denkt kurz nach und erwähnt dann seinen Onkel, der Jasminöl herstellt.
Derart aggressive Verkaufsmaschen waren mir neu, ich kam mir vor, als wäre ich in der Stadt permanent auf der Flucht. Nirgendwo konnte man sich etwas ansehen oder sich kurz hinsetzen ohne sofort belästigt zu werden.
Der Obst- und Gemüsemarkt war ein wenig angenehmer.
Ich rette mich mit einem Granatapfel auf das Dach meinen Hotels und bin alleine im gelblichen Dunst der Köhlerei der Seitenstrasse inmitten der Stadt und geniesse die Ruhe in der bisher unangenehmnsten Stadt.
Das Weihnachtsessen nehme ich auf der Dachterasse eines guten Restaurants zu mir, ein schmackhaftes dunkelsossiges Garnelencurry mit Nan zum Stippen und indischem Bier. Später lerne ich Yvonna kennen, eine viel reisende Polin, die in Kasachstan an einer Universität unterrichtet. Wir besuchen als einige der wenigen Nichtinder die Mitternachtsmesse, bei der wir Exoten ständig gefilmt werden.
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