Basil in Korea 2006/2007

Praxissemester an der POSTECH - Pohang University of Science and Technology, Korea
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Hiking
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Samstag fuhren wir, die Besatzung des Labs, durch die Ebene zum Fuss der Berge um diese den Vormittag ueber zu besteigen. In dieser Gegend trainieren auch die Marines, deren Training sehr hart sein soll. An einer Quelle kann man, wenn man denn moechte, aus einem der Becher und Kellen trinken. In ein paar Monaten sollen die Berggipfel rosa bluehen, sie sind ueberzogen von Azaleen.

Auf dem Gipfel des Wolkenlederberges steht eine Feuerwache die auch in dieser Jahreszeit besetzt ist.

Auf einem Steinhaufen kann man ein kleines Tuermchen bauen und sich dabeu etwas wuenschen. Zur Motivation der Marines sind entlang des Weges Schilder aufgestellt auf denen die Tugenden der Marines aufgefuehrt sind oder auch: "Jeder Mensch kann heiraten, das ist nichts besonderes. Warum sollte ich dann heiraten wollen?".

Viele Koreaner wanderten, einige sogar barfuessig durch den teilweise gefrorenen Matsch.

Industriehafen Pohang
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Sonntag sass ich im Lab an der Arbeit, draussen schien die Sonne wie seit Wochen nicht. Also liess ich mich vom Taxi Richtung Flughafen fahren und am Strand aussetzen. Man sieht den Strand unten auf dem Satellitenphoto. Von dort wollte ich entlang der Kueste zum Industriegebiet und Industriehafen laufen; man erkennt die Region am Horizont.

Direkt an die Anlagen der chemischen Industrie grenzen Wohnhaeuser.

Ich ueberquerte den Fluss, sah Angler und springende Fische. Ein Rohrsystem begleitete mich die meiste Zeit, in regelmaessigen Abstaenden liess es knallend und zischend unangenehm riechenden weissen Rauch verpuffen. Der Wachmann nickte mir am Hafeneingang zu, ich nickte zurueck. Auf den Satellitenphotos sieht man gut die roetlichen Haufen von Eisen und die roetlich verstaubten Transportschiffe. Es war Samstag Abend und nicht viel los, ab uns zu musste ich einem vorbeifahrenden Kran ausweichen, konnte mich aber frei bewegen.

Ich hatte mich etwas mit der Zeit verschaetzt, es wurde frueh dunkel, der Hafen wurde kuenstlich beleuchtet, das Hafenwasser strahlte sattblau, die Kraene leuchteten rot, das Eisen war deutlich zu riechen und ueber einigen Schloten auf der anderen Seite des Beckens standen blaue Flammen. Zu einigen Teilen des Hafens hatte ich keinen Zugang, nachdem ich den Hafen soweit wie moeglich durchquert hatte musste ich feststellen, dass es auf dieser Seite keinen Ausgang gibt, eine dreiviertel Stunde brauchte ich um zurueck zu gehen und den Hafen zu verlassen. Dort wurde ich nach meiner Zugangsberechtigung gefragt; dass ich mich im Hafen gar nicht haette aufhalten duerfen wusste ich nicht, problematisch wurde es nicht. Im Seemannsheim sassen russische Seemaenner in angenehmer entspannter Atmosphaere und ich fand ein Taxi das mich zurueck zur Uni brachte.

Huehnersuche
Alle Photos: klick. Laut einem meiner Labkollegen gaebe es direkt vor der Uni in einer Grundschule Huehner, mit denen die Kinder spielen. Das zu Zeiten der Vogelgrippe. Ausserdem gaebe es weitere Tiere wie zum Beispiel Affen. Freitag machte ich mich auf die Suche.

Tiere fand ich zunaechst einmal nicht, dafuer aber Bilder koreanischer Zukunftstraeume. Ueber die Aktualitaet dieser Traeume kann ich nichts sagen, ich erinnere mich daran bei uns Grafiken aehnlichen Stils gesehen zu haben, womoeglich aus den 70ern.


Vorbei am botanischen Garten der Schule fuehrte ein Weg durch den Wald der mich zu einer art hall fuehrte, ein Gebaeude in dem Filmvorfuehrungen stattfinden. Davor eine Skulptur mit der deutschen Beschriftung Haus der Harmonie.

Ohne auf Huehner gestossen zu sein ging ich weiter durch die parkaehnlich angelegte Landschaft durch eine Mischung aus Bambusdickicht und Pinienwald. Durch die Baeume sah man immer wieder gewaltige Ansammlungen von Wohnbloecken.


Huehner fand ich weiterhin keine, dafuer einen typisch koreanischen Jindohund und das Restaurant chicken thank you. Ich war in einem grossen Bogen gelaufen und war bald zurueck bei der Grundschule, fand einen Lageplan. Der Ort, an dem laut Plan Huehner leben sollten, war von Hasen besiedelt, von Huehnern keine Spur.

Da ich keine Affen gefunden hatte machen wir dorthin demnaechst einen Labausflug.

Nachtrag: 2007-01-01
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Am ersten Tag des Jahres, dessen ersten Sonnenaufgang Jeremy mit seiner Familie am Strand und wir verschlafen haben, trafen wir uns mittags zum Manduessen, danach fuhren Thilo und Jeremy zurueck nach Pohang. Jeremy, der in dieser Stadt aufgewachsen ist, hatte Irene und mir Tips gegeben was wir in Busan sehen sollten. Mit einem Stadtbus fuhren wir eine lange anstrengende Strecke, der Bus hielt staendig abrupt und fuhr so ruckartig los dass man staendig mitwippte; draussen in der weit ausgedehnten Hafengegend standen riesige Schiffssegmente die in der, im Bezug auf Frachtvolumen und Effizienz, drittgroessten Hafenanlage der Welt montiert wurden. Wir sollten eine Station vor der Endstation aussteigen, wussten aber nicht wie sie hiess und haetten deshalb jemand fragen sollen, aber vor Uebelkeit versuchte ich mich weder zu bewegen noch zu denken und nur geradeaus zu sehen bis wir den Bus schnell verliessen als es immer uebler wurde. Lauthals uebergab ich mich mich hinter einer Garagengrossen Huette. Als wir dann am Vordereingang der Huette vorbeikamen grinsten uns mindestens fuenf alte buntgekleidete Frauen an die am Boden hockend Nuesse knackten. Stadt den naechsten Bus zu nehmen liefen wir in Fahrtrichtung weiter vorbei an Buden in denen man mit Pfeilen auf Luftballons zielen konnte. Es gab eine Stoffeule mit riesigen Augen die Objekt unserer Begierde war, nur haette man wohl mehr investieren muessen als einen Satz Pfeile. Die Strasse endete richtung Kueste mit einem Freizeitpark der am Eingang nach koechelnden Larven der Seidenraupe roch. Fuer einen geringen Betrag betraten wir den Park, haetten wir mehr gezahl, so haetten wir alle Karusells fahren koennen sofern es denn unsere Absicht gewesen waere oder wir es meinem seit kurzem erholten Magen haetten zumuten wollen.


Eine Sache sind wir doch gefahren, eine Gans die man per Pedalen ueber eine orangene Bahn in luftiger Hoehe bewegen konnte. Der Fahrgeschaefte sahen allgemein etwas runtergekommen aus, dazu sie ulkige Musik und die Kaeverlarven. Die Szenerie haette gut in einen Film von Emir Kusturica gepasst.

Durch den Park gelangten wir an den Strand an dem man frische Meeresfruechte haette essen koennen, aber nach den Experimenten mit Seegurke, sear squirt, sich bewegender Krake und rohem Fisch in der Silvesternach hatten wir davon erstmal genug. Es gab einen Steg mit Boot und es sprach jemand Englisch, wir erfuhren, dass es sich um ein Ausflugsboot haelt das eine Runde dreht die etwa eine halbe Stunde dauert, also fuhren wir mit.

Mit an Bord war eine Gruppe von Koreanern von denen einer, ordentlich angetrunken, von seinem Soju anbot an dem ich irgendwie nippen musste. Ueberraschend schob er mir spaeter eine Kaeferlarve in den Mund, war aber bei Irene nicht erfolgreich, sie konnte erfolgreich abwehren. Ich kannte sie zwar schon, hatte sie aber in einem Restaurant gegessen und nicht von einem Strassenhaendler, bei dem diese Larven den ganzen Tag in braunem Wasser stinkend vor sich hin brodeln. Die anderen seiner Gruppe nahmen ihn wieder mit sich zum Heck des Schiffes wo sie feierten. Durch den Deckslautsprecher toente lauter bbong-jjak zu dem manche tanzten.


Auf dem Rueckweg, nachdem wir einen Koreaner kennengelernt hatten der perfekt Deutsch sprach und in Hamburg studiert hatte, versuchte ich es nochmal mit den Pfeilen, gewann aber etwas so haessliches, dass wir es so schnell wie moeglich verschenkten.

Abends assen wir wegen meinem Magen vorsichtshalber eine Pizza, leicht koreanisiert mit Suesskartoffelbrei, wobei diese ihre Wirkung verfehlte. Keine Details.

Zwischenergebnis
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Seit ich vom Snowboarden zurueck bin habe ich heute Abend das erste mal wieder etwas Luft. Gestern Abend habe ich meinen technical report, an dem ich die letzten 7 + 14 Tage, die nur vom Snowboarden unterbrochen waren, wie geplant zu Ende des Monats Januar fertiggestellt. In ihm fasse ich die Ergebnisse meiner Forschung zusammen. Den naechsten Monat werde ich damit verbringen ein Paper zu schreiben um einen Teil meiner Arbeit zu publizieren.

In den letzten Wochen gab es mehrere Tage hintereinander Geburtstagsfeiern im Lab, jeweils mit teilweise mehreren Kuchen und/oder Eis und anschliessendem gemeinsamen Essen auswaerts.

Hier ist mein Professor mit seinem Kuchen, er bekam dazu ein Geburtstagslied gesungen und durfte die Kerzen auspusten. Danach lud er uns in das von mir schon oft erwaehnte Sushi-Restaurant Sagai ein. Nach all dem Eis und Kuchen war es schade, dass ich nicht so viel essen konnte. Diesmal hatte ich einen Schwerpunkt auf Krake gelegt, wie auf dem Teller zu sehen ist. Die weissen Arme liegen auf Reis, die Krake, dem Geschmack nach leicht in Sesamoel leicht suesslich angebraten, sass ohne Reis.

Nach all dem Essen und der Arbeit sehe ich zwischenzeitlich muede aus, meine Arbeitszeiten haben sich koreanisiert, wobei sich die Zeit Tag fuer Tag verschiebt, bis ich irgendwann die Bremse ziehe und wieder frueher aufstehe. Ueblicherweise sieh ein Tag folgendermassen aus:

  • 09:30 Aufstehen
  • 10:00 Arbeit im Dormitory
  • 12:00 Essen mit Thilo
  • 13:00 Arbeit im Lab
  • 17:30 Essen
  • 18:15 Arbeit im Lab mit Sandwich oder Keksen als dritte Mahlzeit
  • 01:00 Arbeit im Dormitory
  • 02:00 Bett

Der Rahmen verschiebt sich dann zu 11:30 bis 04:00 bis ich irgendwann wieder zu Zeiten aufstehe zu denen es in der Mensa Fruehstueck gibt. Diese aus deutscher Sicht eher extreme Arbeitsweise fuehre ich nicht die ganze Zeit, nur in den letzten Wochen war der Druck am groessten.

Auch Hojin hatte Geburtstag mit gleich zwei Kuchen. Es gab einen Obstkuchen und einen Reiskuchen der aus kleinere Reiskuchen zusammengesteckt war und sich dementsprechend gut zerlegen liess.


Was genau der Anlass fuer dieses Labessen war weiss ich nicht mehr, oder doch, es war der Labcleaningday. Einmal im Monat raeumen wir das Lab auf, staubsaugen, wischen und so weiter und gehen dann auf Labkosten in ein Restaurant.

Auf dem Teller ist Reis mit etwas Krebsfleisch oder anderen Spuren in Blaetter gewickelt, das gehobelte Schweinefleisch laesst man kurz in der brodelnden Suppe schwimmen in der dann schon Pilze garen um es dann in Sosse zu tunken, auf den Reis im Blatt zu legen und sich als Paket in den Mund zu stopfen. Beilagen gibt es natuerlich auch. Sobald das Fleisch gegessen ist werden in der Suppe Nudeln gekocht.

Gut, der Anlass fuer das Essen im chinesischen Restaurant ist mir wirklich entfallen. Sehr beliebt, ich hatte sie einige Male gegessen als wir im Lab beim Chinesen Essen bestellt hatten, scheinen hier Nudeln in chinesischer schwarzer Sosse zu sein die sich gut schluerfen lassen. Ausserdem gab es Schweinefleisch im Teigmantel welches man in die suesse Sosse in der Schuessel in der Mitte tunkte. Dazu gab es eine 45%ige Grausamkeit die mit zunehmender Temperatur weniger und weniger schmeckte; im Gegensatz zu dem, was mein Reisefuehrer schreibt, ist es durchaus moeglich eine Runde auszusetzen bzw. sein Glas nicht immer auszutrinken.

Apropos chinesiches Essen, da fallen mir ein paar chinesische Gerichte ein von denen mir erzaehlt wurde:

  • Der Haupbestandteil eines Essens ist ein komplettes Vogelnest, Es handelt sich um die Schwalbennest-Suppe:

    Das Urteil, sie sei schleimig, ist im Fall der Vogelnest-Suppe wörtlich zu nehmen. Für diese Suppe werden ausschliesslich Schwalbennester verwendet, und die Schwalben bauen ihre Nester, indem sie Halme und Seetang mit ihrem Speichel verschleimen und verzementieren. Dieser Speichel wird beim Kochen der Suppe wieder aufgeweicht und gibt der Suppe dadurch ihren besonderen Geschmack - und die schleimige Textur. [Quelle]

  • Eine weitere Spezialitaet besteht aus den Augen von Stechmuecken, wobei man sich vorstellt wie aufwaendig das Fangen von Stechmuecken sein muss um eine verwendbare Menge zusammenzubekommen, aber es gibt eine einfach Methode. Es gib gluecklicherweise eine Fledermausart die sich vorwiegend von diesen Insekten ernaehrt, die unverdaulichen Augaepfel ausscheidet ...

  • Es gibt einen Tee, der mit einem Deckel abgedeckt serviert wird. Auf der Wasseroberflaeche dreht eine Kakerlake ihre letzten Runden ..

Gut, moeglicherweise sind das genauso Sensationen wie der japanische Automat, an dem man getragene Unterwaesche kaufen kann, oder, um den Blick man auf Europa zu lenken, die hier in korea verbreitete Ansicht oder Anekdote, dass Franzosen Hirn lebender Affen essen oder dass es eine englische Koenigin gab die im Blut eigens dafuer geschlachteter Maedchen badete. Wahrscheinlich sind solche Geschichten den Chinesen bzw. Japanern aehnlich unangenehm wie mir oder den Koreanern, die schliesslich Hund essen.

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Ich freue mich ueber jeden Eintrag im Gaestebuch, da ich dann auch weiss fuer wen ich schreibe! Gruss Basil
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