Basil in Korea 2006/2007

Praxissemester an der POSTECH - Pohang University of Science and Technology, Korea
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Labessen und Konzert
Einmal im Monat putzen wir gemeinsam unser Lab: raeumen Stuehle und tafeln auf den Flur und Fegen, Saugen und Wischen. Das Tolle daran ist das anschliessende Essengehen auf Kosten des Labs, schliesslich zahlt man monatlich in die Gemeinschaftskasse. Chris hatte von einem Muschelgericht geschwaermt und ich hatte den auch angenommenen Vorschlag unterbreitet Gleiches essen zu gehen. (Alle Photos: klick)

Zur Vorspeise mit kleineren Beilagen gab es rohe Austern die schmeckten als kaemen sie aus frischem kalten sauberen Meer, kein bisschen brackig wie manche der Austern die ich in Europa gegessen hatte.

Die eigentliche Attraktion bestand aus dem was darauf folgte:
Lebende Jakobsmuscheln in geschlossener Schale kamen auf den heissen Grill, schnappten ein paar Mal, oeffneten sich dann schlieslich, wurden mit einer Schere von der Schale getrennt und in kleine Stuecke geschnitten. Ausserdem gab es noch andere Muscheln die in ihrer Schale koechelten. Waehrend die Muscheln also in eigenem Wasser und dem Salzwasser, das sie noch aus dem Meer gerettet hatten, kochten, kam in jede Schale noch ein Gemisch aus Karotten, Knoblauch und scharfer gruener Peperoni.

Hier kann man sie auf dem Grill schnappen und brutzeln sehen.

Die Muscheln stellten kein komplettes Essen dar, deshalb gab es danach zunaechst guamegi, eine Spezialitaet die es nur in Pohang gibt, eine Art getrockneten rohen Fischs. Man isst ihn, indem man auf ein Kohlblatt ein Blatt Seegraspapier, darauf braune Alge und darauf etwas in Sosse getauchten Guamegi, Knoblauchkraut, Knoblauch und Peperoni legt. Das Buendel wird einmal gefaltet und als Ganzes in den Mund geschoben. Spaeter gab es Fischsuppe und Reis.

Nach dem Essen war ich auf einem der Konzerte zur Feier des zwanzigjaehrigen Bestehens der Universitaet. Von Boykott meine Spur, das Konzert war gut besucht. Toll ist, dass sich hier bestimmt keiner von den Knoblauchmassen in mir gestoert fuehlt. Die meisten Stuecke waren wohlbekannte europaeische Kompositionen, allerdings gab es auch ein mir unbekanntes Stueck das von instrumentenerzeugtem Vogelgezwitscher begleitet wurde. Zum letzten Stueck stand und klatschte das Publikum, es wurde das Universitaetslied gespielt.

Weihnachtszeit und Boykott
Am Teich vor der Mensa wurde Mittwoch ein Weihnachtsbaum aufgestellt und als ich spaeter in meinem Zimmer im Regal die nun leeren Kimchibehaeltnisse in der hoechsten Ebene meines Regals verstauen wollte fand ich eine Reihe von Weihnachtskarten meines Vormieters.

Da Donnerstag und Freitag die Feier des zwanzigjaehrigen Bestehens der Universitaet gefeiert wird ist der Baum entsprechend dekoriert. Es wird eine Zeremonie und zwei Konzerte geben, allerdings planen Studenten diese Feier zu boykottieren, das hat folgenden Hintergrund:
Einer kuerzlich getroffenen Entscheidung des Komitee zurfolge kann nun Posco ueber die Anstellung der Professoren entscheiden was auf Widerstand seitens der Studenten stoesst. Da sie in der Angelegenheit keim Mitspracherecht haben wollten sie auf die Situation dadurch aufmerksam machen dass sie weder Zeremonie noch Konzerte besuchen und auch auf das Feiertagssteak am Donnerstag verzichten, ich bin gespannt wie es verlaufen wird.

So ein Steak lasse ich mir natuerlich nicht entgehen, erstens bin ich schliesslich nicht direkt betroffen und zweitens wuerde eine kollektive Verweigerung des Steaks kaum beeindrucken. Ausserdem kommt mir diese Sorte Fleisch grade gelegen da ich aufgrund der erneut ausgebrochenen Vogelgrippe weniger Geluegel, was es sowieso selten gibt, essen moechte. Wie sich heute mittag herausstellte war die Mensa besucht wie nie. Zum Steak, seit langem esse ich wieder mit Messer und Gabel, gab es einen kleinen Salat, ein Sueppchen, weiche Broetchen die wie Milchbroetchen schmeckten zu denen es auf dem Steakteller Erdbeermarmelade gab, Obst, Pommes Frittes mit Ketchup, Reis, Kimchi und einen Kuchen. Es ist ein merkwuerdiges Gefuehl Kimchi mit Messer und Gabel zu essen.

Das Wetter hat sich wieder gebessert es wechseln sich staendig etwa drei Regentage mit drei Tagen klaren Wetters ab, so sitze ich ungeduldig wartend in der Sonne am See in meiner neuen noch umzunaehenden angenehm weichen und warmen Cordhose.

Es gibt eine neue Treppendekoration:

Bulguksa-Tempel und Seokguram-Grotte
Letztes Wochenende Sonntag haben Thilo und ich den Bulguksa Tempel besucht. (Weitere Photos: klick) Dieser befindet sich unweit der Stadt Gyeongju die wir in der Woche davor besucht hatten und die nur etwa eine halbe Busstunde von Pohang entfernt ist. Es ist ein Meisterwerk der Bluetezeit buddhistischer Kultur im Silla-Koenigreich und beheimatet sieben Nationalschaetze Suedkoreas: zwei Steinpagoden, zwei Treppenanlagen, zwei vergoldete Buddhastatuen und einen Reliquienbehaelter.
Die Tempelanlage besteht aus mehreren umschlossenen Hoefen in denen sich kleinere Gebaeude befinden. Leider durften die Buddhastatuen nicht fotografiert werden.
Die Sicht von aussen auf die Treppenanlagen bestehend aus der Brücke der blauen Wolken und der Brücke der weißen Wolken deren 33 Treppenstufen die 33 Stufen zur Erleuchtung symbolisieren. Durch das Tor des purpurfarbenen Nebels betritt man den Tempelhof in dem sich die Halle der großen Erleuchtung und die zwei Pagoden befinden.

Die ueber 1300 Jahre alte Seokgatap-Pagode und die Dabotap-Pagode die zu den bedeutendsten buddhistischen Kunstwerken der Welt zaehlt.

Verzierungen im Inneren und ein Blick durch ein Tor eines hoehergelegenen Tempelhofes.

Typische Steintuermchen und eine Wurst im Teig von einem kleinen Stand, ich habe sie unbeschadet ueberlebt, schmackhaft war sie auch.

Vom Bulguksa-Tempel aus fuhren wir mit dem Bus zur nahegelegenen Seokguram-Grotte, einem weiteren Nationalschatz Suedkoreas. Es ist eine dreikammerige kuenstlich aus Granitbloecken angelegte Grotte in deren Mitte Buddha unter einem kuenstlichen Himmelsgewoelbe auf einem Lotusthron sitzt. Fotografierverbot. Diese Grotte liegt auf dem Gipfel eines Berges, dort war es sehr duenster, nebelig und nieselig, Gebaeude waren nur zu erahnen.

In einem kleinen der Grotte vorgelagerten Tempel hing ein Meer leuchtender Lampions von der Decke und erzeugte eine weihnachtliche Stimmung die mich erstmalig die Vorweihnachtszeit wahrnehmen liess die in Deutschland mit Sicherheit schon laenger tobt.

Videoshooting
Dienstag, vor nun genau zwei Wochen, waren Thilo, Chris und ich zu einem Photoshooting eingeladen, wir waren auf dem Kimchi-Trip vom Auslandsamt darauf angesprochen worden. Wir rechneten mit etwa einer halben Stunde oder maximal einer Stunde Zeitaufwand. Spaeter, in der Bibliothek, stellte sich dann heraus, dass es statt um Photos um ein Video ging und zwar um einen Werbefilm fuer die Stadt Pohang. Fuer die Kamera wurden Schienen verlegt, eine Menge Techniker war beschaeftigt und wir wurden geschminkt, davon gibt es Photos: klick.


Fuer eine Szene mussten wir in die Kamera winken und mit moeglichst weit aufgerissenem Mund lachen, sei meinten man solle die Zaehne sehen koennen. Insgesamt anstrengend, da es schwer faellt erstens in dieser Art, zweitens so viel und drittens auf Zuruf zu lachen. In der zweiten Szene sollte ich in einer Unterhaltung gestikulieren, das war schon angenehmer.

Mittlerweile haben wir das fertige Video bekommen, hier ein paar Screenshots:




Deutsche Wurstpizza
Samstag hatte es im Lab eine Pizza gegeben die sich Deutsche Wurstpizza nannte, da beim koreanischen Pizzahut (mit wirklich sehenswerter Animation) zurzeit Oktoberfest mit Apfelsaftschorle, Salat Wunderbar, Wurstpasta und Wurstsampler stattfindet, Gerichte die man bei uns ja taeglich vorgesetzt bekommt, schliesslich dreht sich bei uns alles um die Wurst. Interessant geschmeckt hat die Pizza auf jeden Fall vorallem durch die geschmackliche Koreanisierung mit einer Menge Knoblauch und Suesskartoffelpaste. Mit dieser Paste und einem relativ geschmacksneutralen Kaese sind die Teigroellchen am Rand gefuellt.

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Ich freue mich ueber jeden Eintrag im Gaestebuch, da ich dann auch weiss fuer wen ich schreibe! Gruss Basil
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